Friday, February 27, 2009

Losarbotschaft von Nyernga Ngakde Kanada

Liebe Dharmafreunde,

der 24. Februar ist der Vorabend des Tibetischen Neujahrs, der letzte Tag des Jahres der Ratte. Es scheint passend, dass eine weltweite Wirtschaftsrezession unserem Eintritt in das Jahr der Kuh voraus geht, einem Jahr, das uns charakteristischer Weise dazu aufruft, in unseren Anstrengungen unerschütterlich zu sein und beständig in unseren Bemühungen. Der Überfluss des Jahres der Ratte weicht der harten Arbeit des Jahres der Kuh, das ein Jahr der Achtsamkeit und Geduld ist. Wie jeder Neuanfang ist dies auch eine Zeit für uns, um als Sangha zusammen zu kommen und darüber zu reflektieren, was im vergangenen Jahr geschehen ist, und um eine Vision davon entstehen zu lassen, wohin wir uns in dem vor uns liegenden Jahr bewegen wollen

Das Jahr der Ratte begann am siebten Februar. Dies war das erste Mal, dass wir das Jahr mit der Durchführung einer Großen Sadhana-Sor-Puja in unserem Zentrum in Duncan, British Columbia, beginnen konnten – und was für eine machtvolle Wirkung das hatte! Innerhalb von nur zwei Monaten konnten wir Pläne in die Tat umsetzen, Land zu erwerben, um dort ein Mandala zu errichten, das Retreats mit all den internationalen Nyernga-Ngakde-Schülern beherbergen können wird. Noch einmal sprechen wir allen, die zu dieser Zeit einen Beitrag geleistet haben, unseren herzlichen Dank aus. Mit vereinten Ressourcen und Anstrengungen ist es uns gelungen, ungefähr 180 000 EUR an Spenden zu beschaffen, die wir in 30 Hektar traumhaften unberührten Landes investiert haben – Land, das ein neues spirituelles und zukunftsfähiges zu Hause für all unsere Sangha werden soll.

Inmitten der großen Aufregung, die den Erwerb des Landes und die Planung der Bauvorhaben begleitete, erinnerten uns die Ereignisse, die sich am 10. März in Tibet abspielten, in ernüchternder Weise daran, wie wichtig es ist, ein spirituelles zu Hause zu errichten. Am 10. März brach in Tibet ein Aufstand aus, und viele Tibeter wurden bei dem Versuch, gegen die andauernde kulturelle Unterdrückung in ihrem Heimatland zu protestieren, gefangen genommen, einige wurden getötet. Jede/r einzelne von uns hat eine Verbindung zu den Worten des Buddha hergestellt, die einen so weiten Weg gekommen sind und so lange auf dem Dach der Welt fortgedauert haben. Jetzt, da Friede und Atmosphäre für den Dharma in Tibet kompromittiert worden sind, ist unsere Praxis von spezieller Wichtigkeit, um diese Tradition der raschen spirituellen Transformation zu unterstützen und zu erhalten.

Während des Frühlings, bis zu unserem Umzug, hat Rinpoche die Internet-Belehrungen zum „Schatz der Grundsätze“ von Longchenpa fortgeführt. Wir sind vom Glück begünstigt, den Nektar der Schriften eines der größten Meister unserer Tradition zu erhalten, mit dem Kommentar unseres eigenen kostbaren Lopon und Übersetzungen von Almut. Nach einer langen Unterbrechungszeit, während der wir mit dem Zentrum auf das neue Retreat – Land umgezogen sind, werden wir in diesem kommenden Jahr dort anfangen, wo wir letztes Mal aufgehört haben.

Der Sommer und Herbst waren eine Zeit anstrengender und harter Arbeit für die Bewohner von Nyernga Ngakde. Während wir in Zelten lebten und mit Feuer kochten, haben wir eine temporäre Gompa gebaut, sowohl eine Komposttoilette als auch ein Brunnenwasser- und Klärgruben-System. Außerdem haben wir auch unsere Telefon- und Internetkabel vergraben und installiert und unser neues zu Hause „verankert“. Da Rinpoche in seinem einzigartigen Stil unsere jährlichen Campingreisen zu unserer Schulung genutzt hatte, waren wir gut vorbereitet auf den Wechsel vom Vorortleben zur abgeschiedenen Landexistenz jenseits aller ausgetretenen Pfade. Angefangen vom Holzhacken bis zum Schleppen von 19-Liter-Behältern mit Wasser zum Kochen und Waschen haben wir nach Möglichkeit versucht, unsere Anstrengungen mit unserer Praxis und Meditation zu durchtränken. Während unserer 16-Stunden-Tage und der Sieben-Tage-Arbeitswochen haben wir einen Geschmack von der Läuterungsanwendung bekommen, die beispielhaft am besten in den Geschichten von Milarepas Ausbildung unter der Führung Marpas dargestellt wird.

Um sowohl eine geeignete Umgebung für spirituelle Praxis und Entwicklung zu schaffen als auch die Reinheit des Mandala zu erhalten, versuchen wir, die baulichen Verrichtungen auf dem Land in Übereinstimmung mit den Prinzipien der Nachhaltigkeit zu gestalten. Ein gewaltiges, 450 Quadratmeter großes Gewächshaus, das mehr als genug biologisch-organisches Essen für unsere Bewohner und Retreatler produzieren wird, ist im Entstehen. Die Energie, die wir nutzen, wird von einem Solarelemente-Netzwerk generiert, und das Wasser kommt aus einem Brunnen, den wir hier auf dem Land gegraben haben. Das Zentrum greift auf so wenig Ressourcen von außen wie möglich zurück und ist so als ein Ort konzipiert, an dem die spirituelle Gemeinschaft zusammen kommt und einen eng mit der Natur verbundenen Lebensstil annimmt, der nicht am Konsumdenken orientiert ist.

Im September, gerade als die Wasserleitungen angeschlossen wurden, ging Rinpoche wieder auf die Reise nach Europa zu seinem jährlichen Besuch bei der deutschen und Österreichischen Sangha. Vom 10. September bis zum 14. Oktober hielt er Retreats ab und gab Belehrungen. Adi und Pascal, zwei Bewohner des Zentrums hier in British Columbia, haben Rinpoche auf seiner Europatour begleitet. Sie haben verschiedene Praxisgruppen in Deutschland getroffen und die Grundlagen des traditionellen Nyingmapa-Rituals gelehrt, so, wie wir sie hier im Zentrum praktizieren.

Dann, vom 3. bis zum 10. November, ging Rinpoche nach Toronto und leitete ein Retreat für die Sangha von Ontario und hielt im Rainbowbody-Yogastudio auch verschiedene öffentliche Belehrungen zu modernen buddhistischen Themen.
Der starke Schneefall, der das Land mit einer Decke überzog und uns fast den ganzen Winter über im Haus hielt, schuf eine ruhige Atmosphäre, die ideal für ausgedehnte Meditation und Studien war. Im Januar, nachdem das Feuerholz schließlich gesammelt war, haben wir ein Praxisretreat begonnen, das bis zu der Vorbereitungszeit unserer jährlichen siebentägigen Großen Dorje-Drolo-Sadhana-Puja andauerte.
Nun schauen wir auf das vor uns liegende kommende Jahr. Was die Unterstützung durch die Sangha betrifft, wird es wieder ein entscheidendes Jahr sein. Wir bereiten bereits den Bau einer Gompa vor, die für die nächsten Jahre der zentrale Brennpunkt des Retreatzentrums sein wird. Die kleine Gompa, die wir in diesem Jahr errichtet haben, war als temporärer Tempel geeignet, aber sie kann den Ritualen und Retreats, die wir in Zukunft abhalten wollen, nicht genug Platz bieten. Parallel zu der Gompa werden wir in diesem Jahr auch unsere Unterbringungsmöglichkeiten für die Bewohner erweitern, damit wir in den folgenden Jahren so viele Sanghamitglieder wie möglich beherbergen können.

Möge jede/r einzelne von uns fortfahren, freudig bei sich selbst die rechten Bedingungen zu schaffen, damit all die Segnungen durch Rinpoche und den Dharma Früchte tragen können. Mögen wir alle einander weiterhin mit Liebe und Respekt in unseren Herzen tragen. Mögen wir als engagierte Sangha alle beständig das Glück unserer eigenen innewohnenden Buddhanatur auf eine Weise offenbaren, die alle fühlenden Wesen schnell zur Befreiung führt. Und möget Ihr Euch alle eines glücklichen, gesunden und wohlhabenden Neuen Jahres erfreuen!

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